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Die rechte Hand von Bautista: Giulio Nava erklärt seine Arbeit in der WorldSBK

Thursday, 28 March 2019 15:12 GMT

Der Crew Chief des Meisterschaftsführenden spricht mit uns über seinen Job in der Ducati Box und die Gründe, warum er aus dem MotoGP™ Fahrerlager gewechselt ist

Die MotoGP™ und die WorldSBK sind zwei Meisterschaften mit vielen Ähnlichkeiten, die sich jedoch grundlegend unterscheiden. Beide konzentrieren sich auf die Geschwindigkeit, während einer versucht, Spitzentechnologie auf der Strecke zu testen, versucht der andere, die Grenzen des Erreichbaren mit einer Produktionsmaschine zu überschreiten.

Im Laufe der Jahre sind unzählige Fahrer, Techniker oder Ingenieure von einem Fahrerlager zum anderen gesprungen. Giulio Nava ist schon in beide Richtungen gegangen: Er begann seine Karriere in der WorldSSP und arbeitete seitdem mit Fahrern sowohl in der WorldSBK als auch in MotoGP™ zusammen. In diesem Jahr tat er sich mit Álvaro Bautista zusammen und wurde nach einigen Jahren im anderen Fahrerlager, sein Crew-Chief im Team Aruba.it Racing – Ducati.

Nava, der Mann der bei der Eroberung des WorldSBK Titels 2009 neben Ben Spies saß, möchte dies gerne zehn Jahre später mit einem weiteren WorldSBK Rookie wiederholen. Die ersten Anzeichen sind vielversprechend, sechs von sechs Siegen für Bautista.

Was hat Dich davon überzeugt, dieses Projekt anzunehmen und sich Bautista und Ducati anzuschließen?

Das war eine einfache Entscheidung, Álvaro und ich kennen uns schon lange und wir haben schon bei Aprilia zusammen gearbeitet. Es ist viel einfacher mit Personen zu arbeiten die sich bereits kennen, die sich schätzen und deren Potenzial Du verstehst. Das waren die Hauptgründe, warum ich Ja gesagt habe. Dann gibt es aber auch eine Beziehung zu Álvaro, die über die professionelle Seite hinausgeht – wir sind durch eine echte Freundschaft miteinander verbunden.

Auf der anderen Seite rief mich Ducati an. Das war natürlich eine sehr gute Möglichkeit, da es sich um ein großes Unternehmen handelt, das sowohl in der MotoGP™ als auch in der WorldSBK fest verwurzelt ist. Das Projekt ist sehr solide und ich kannte bereits einige Leute, mit denen ich jetzt zusammenarbeite. Es gab andere, die ich nur mit Namen kannte, aber es sind alles Profis. Es war also nicht schwer, die Gründe dafür zu finden.

Was ändert sich als Crew Chief zwischen der MotoGP™ und der World Superbike?

Grundsätzlich ist der Job derselbe. Ich habe die Verpflichtung und die Ehre, eine Seite der Box zu verwalten, ich muss Lösungen aus den Informationen finden, die wir mit unseren Computern, der Telemetrie und dem Fahrer sammeln.

Der Unterschied zur MotoGP™ ist die Art der Meisterschaft, die Strecken, der Reifenlieferant und die Tatsache, dass es hier nur ein Motorrad gibt. Das ist zu Beginn ein etwas schwieriger Faktor, denn zwei Maschinen, wie man sie in der MotoGP™ zur Verfügung hat, vereinfachen die Arbeit wesentlich, vor allem während des Trainings und des Qualifyings, wenn wenig Zeit zur Verfügung steht und die Fahrer nicht zurückkehren können, wenn eine Änderung nicht funktioniert. In der WorldSBK ist es mit nur einem verfügbaren Motorrad schwieriger, da die Suche nach der richtigen Konfiguration in kürzester Zeit noch wichtiger ist.

Ducati hat in den letzten Jahren viele Ressourcen und Energie investiert, um beide Titel in die Fabrik nach Borgo Panigale zurückzubringen. Wie genießen Sie diese Erfahrung als Schlüsselfigur auf der WorldSBK Seite dieser Herausforderung?

Ich denke, jeder ist wichtig. Angefangen mit der Arbeit, welche die Leute in der Fabrik erledigen. Ich benutze die Werkzeuge, die mir jemand zur Verfügung stellt. Meine Aufgabe ist es, den Fahrer mit dem was wir haben, so schnell wie möglich zu machen. Wenn sich der Fahrer am Ende des Rennens über etwas beschwert, muss ich die Leute in der Fabrik informieren, damit die wissen, woran sie arbeiten müssen und wo man Lösungen finden kann. Jeder hat eine grundlegende Aufgabe auf dem Weg zu den richtigen Ergebnissen. Wir alle brauchen einander und daher ist es eine wirkliche Teamleistung.

Ihre Karriere ging von der WorldSSP zur MotoGP™ und zurück zur WorldSBK. Wie ist es, nach so vielen Jahren wieder im Fahrerlager zu sein?

Es ist fantastisch wieder bei der World Superbike zu sein. Dort habe ich meine Karriere begonnen und es war leicht dorthin zurückzukehren. Ich hatte das Glück, dass ich viele Leute, mit denen ich zuvor zusammengearbeitet habe, schon kenne. Sie haben mich sehr gut aufgenommen und es war relativ einfach wieder mit ihnen zu arbeiten.

Wo könnte Álvaro Probleme bekommen? Und wo kann er einen Vorteil herausholen?

Das Motorrad ist sehr jung, jede Ausfahrt aus der Box ist eine neue Erfahrung, aus der wir mehr Daten bekommen, wir entwickeln es immer noch und wir erwarten, dass wir uns weiter verbessern. Ich denke, der Unterschied wird sich aus der Adaption an das Motorrad ergeben. Je nachdem was wir vorschlagen können und ob wir zum Beispiel nach einigen Dingen forschen und sie für das nächste Rennen testen können. Ich glaube nicht, dass die Strecken selbst einen großen Unterschied machen. Wenn wir die richtige Linie suchen, weiß Álvaro meistens selbst schon wo das Problem liegt und wie er es beheben kann. Auf der anderen Seite, wenn wir auf Strecken kommen auf denen er noch nie fuhr, müssen wir dies berücksichtigen, dann wird es natürlich schwieriger. Wir müssen das Setup finden und geben ihm Zeit, um die Strecke, die Idealline und seine Bezugspunkte herauszufinden.

Schon beim ersten Rennen konnte man sehen, wie hoch der Wettbewerb in diesem Jahr ist. Was sind Deine Stärken?

Der Wettbewerb ist echt groß. In letzter Zeit haben wir in den Zeitungen gelesen, dass es weniger Fahrer gibt, die Startaufstellung kürzer ist, aber das Niveau und die Qualität der offiziellen Teams und der Fahrer höher ist als in der Vergangenheit.

Andere Teams haben gegenüber uns einen Vorteil, weil sie seit vielen Jahren mit demselben Motorrad dabei sind. Sie haben ein erprobtes Paket, das über das Potenzial des Piloten hinausgeht. Im Allgemeinen habe ich gesehen, dass die Gegner definitiv da sind, aber ich habe keine großen Unterschiede zwischen den einen oder anderen Fahrern bemerkt.

Der Schlüssel wird sein, jedes Mal den besten Kompromiss zu finden, um unsere Probleme abzudecken und unsere Stärken zu stärken.

Verpasse das dritte Rennwochenende der Saison, auf der spanischen Rennstrecke von MotorLand Aragon vom 5. bis 7. April, nicht und hol Dir den WorldSBK VideoPass.